MAX BECKMANN (1884 Leipzig - 1950 New York City)

Detail

Toilette
Holzschnitt auf Japan. 1923.
23 x 15 cm (40,1 x 30,8 cm).
Signiert "Beckmann" und bezeichnet "(2 Zustand) Handprobedruck".
Hofmaier 258.

Hetärengespräche: Die Beckmann'sche Welt kosmetischer Optimierung ist klein, rund und nicht streifenfrei. Der Künstler schnitzt den intimen Dialog eines weiblichen Wesens mit sich selbst ins grobe Holz und lässt es leben. Das im Einklang mit den Bodendielen schwingende Sitzmöbel beherbergt eine rudimentär bekleidete Schöne in raumgreifender Präsenz, die sich das strumpfkorrespondierende Dunkelhaar richtet. Ein gratiges Korsett schnürt Brust und Brodem in angemessene Höhen, doch bleibt das Gesicht puppenhaft leer. Die real Unlesbare befragt das übergroße Spieglein auf der schüchtern konturierten Stellfläche und erhält prompte Antwort. Auf dem reflektierenden Glas mit sinnvoll schwarz verstärktem Rückstand formt sich eine beachtliche Anzahl physiognomischer Parameter zu einem Gesicht und morst latente Unzufriedenheit. Eine ebensolche, die Beckmann im Umgang mit dem Holzstock verspürte, sieht man dem fein strukturierten Werk nicht an. Es ist - ganz im Gegenteil und wie immer - eine Meisterleistung materieller Erzählkunst.

Herrlich kontrastreicher Druck mit satten, fast pastosen Schwärzen. (k)