Diese Webseite verwendet Cookies

Wir und bestimmte Dritte verwenden Cookies. Einzelheiten zu den Arten von Cookies,ihrem Zweck und den beteiligten Stellen finden Sie unten und in unserem Cookie Hinweis. Bitte willigen Sie in die Verwendung von Cookies ein, wie in unserem Cookie Hinweis beschrieben, indem Sie auf "Alle erlauben" klicken, um die bestmögliche Nutzererfahrung auf unseren Webseiten zu haben. Sie können auch Ihre bevorzugten Einstellungen vornehmen oder Cookies ablehnen (mit Ausnahme unbedingt erforderlicher Cookies). Cookie Hinweis und weitere Informationen

PAUL BAUM (1859 Meißen - 1932 San Gimignano)

Ergebnis: 6.000 EUR

Beschreibung

Heimkehrende Bäuerin in Herbstlandschaft
Öl auf Leinwand. 1881 (? - Die letzte Zahl der Datierung schwer leserlich).
55 x 80,5 cm.
Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert "Paul Baum", datiert und bezeichnet "Weimar".

Provenienz: Dr. Hermann Kellermann, Inhaber des Berliner Alexander Duncker Verlags, dessen Sitz er 1911 nach Weimar verlegt hatte / Durch Vermittlung des damaligen Interimsdirektors der Kunstsammlungen im Weimarer Stadtschloss (bis 1941; 1942-1967 deren Leiter), Dr. Walter Scheidig (1902-1977), gelangte das Bild aus dem Besitz des obigen für RM 320.- in 16 Raten zwischen Januar 1937 und Mai 1938 an Anna Emilie Louise Eylenstein (1855-1942)

Paul Baum gehört neben Curt Herrmann (1854-1929), Charles Palmié (1863-1911) und Christian Rohlfs (1849-1938), zu der kleinen Gruppe der älteren Deutschen Maler, die dem Pointillismus zugerechnet werden können. Eine Gruppe jüngerer Künstler schließt unser Bild ab – Ivo Hauptmann (1886-1973), der wohl nach Baum bekannteste Vertreter dieser Richtung, ferner Oskar Moll (1875-1947), und interessanterweise Alexander Kanoldt (1881-1939). Doch auch Jawlensky (1864-1941) und Franz Marc (1880-1916) nahmen in ihren Anfängen Elemente des Neoimpressionismus auf.
Gleichwohl war der Neoimpressionismus – außer für Baum, Curt Herrmann, Palmié aus der Reihe der Älteren und Ivo Hauptmann für die Jüngeren – bei allen anderen eine, wenn auch nicht unwesentliche, Durchgangsstation auf ihrem Weg zu sich selbst.
Als Baum unser Bild malte, dürfte er 21, höchstens 25 Jahre alt gewesen sein. Schon das sollte genügen, um erst mal einen Schritt zurückzutreten und innezuhalten, Und dann sich das Ganze auch mal näher anzusehen.
Wer war der junge Kerl? Mit 16 trat er 1876 in die Porzellanmanufaktur seines Heimatortes Meißen ein. Als "Blumenhilfsmaler" wie es heißt. Ein Jahr später ist er Figurenmaler. Doch schon im April 1877 nimmt er Urlaub für ein Jahr, um die Dresdner Akademie zu besuchen. Im März 1878, also noch vor der Rückkehr an die Porzellanmanufaktur, scheidet er dort aus und geht an die erst vor 18 Jahren auf großherzogliche Initiative gegründete Weimarer Kunstschule.
Der Hintergrund – er ist das vierte von sechs Kindern seines Vaters, oder das neunte von elf Kindern seiner Mutter. Sie hatte in zweiter Ehe seinen Vater geheiratet. 1875, bevor er in die Porzellanmanufaktur eintrat, war sein Elternhaus verkauft worden. Während er die Akademie in Dresden besucht, stirbt sein Vater im Juli 1877. Entscheidungen des jungen Mannes aus Schmerz, Trauer, Verantwortung und Glauben an sich selbst?
In Weimar war Baum in die Landschaftsklasse von Theodor Hagen (1842-1919) eingetreten, der erst seit 1871 dort wirkte. Dieser kam von Düsseldorf, hatte bei Oswald Achenbach studiert und auch bei ein paar spät-nazarenischen Figurenmalern. Wir sind gewohnt Künstler aus den Lehrern zu erklären, bei denen sie studierten. Das ist nie ganz verkehrt, aber auch nie ganz richtig. Denn frühe Bilder junger Maler können oft einen Ton anschlagen, dem der Künstler sein Leben lang treu bleibt. So ein Bild haben wir hier vor uns. Es geht dabei um Grundsätzlicheres, als etwa um einen Versuch Baums Pointilismus oder seine Zugehörigkeit zur Weimarer Malerschule zu mindern.
Wer so ein Bild mit, sagen wir, 21 malt, ist ein geborener Landschaftsmaler. Wir sehen vor uns ein stupendes Talent. Es geht auch nicht darum, seinen Lehrer Theodor Hagen schlecht zu reden. Doch Baum wird mit einem ersten Schritt, wie diesem Bild, einen weiteren Kreis abschreiten. Hagens Malerei ist lockerer, im Vergleich zu Baum fahriger, die Kompositionen gestischer, ohne jedoch die Dramatische Intention seines Lehrers Oswald Achenbach.
Baum zeigt dagegen in diesem Bild eine Grunderfahrung, der er ein Leben lang treu bleiben wird: die der Tiefe des Raumes, der Höhe des Himmels und einer, nur manchmal umspielten, horizontalen Grenze. Diese Weite sucht er immer, sie bleibt deutlich spürbar, auch, wenn sein Blick in der Nähe eines Vordergrundes sich aufhält, in den Echos von Horizontalen oder Vertikalen, die er überall wahrnimmt. Kaum, dass je Bild-kreuzende Schrägen vorkommen. Nicht zuletzt überraschen die Mittel, die er als Maler ohne eigentliche Erfahrung einsetzt und wie er das tut.
Von Anfang an diese Feinheit und Differenzierung, sowohl im zeichnerischen Detail, wo notwendig, als auch im farblichen. Trotz der erkennbaren Parallelen zu anderen "Weimarern", wie Christian Rohlfs. Auch der einer, dessen Frühwerk zeigt, dass er seinen Weg gehen wird, eine andere Richtung als Baum, dem der ältere, viel verdankt, durchläuft er doch ab 1902 eine pointillistische Phase.
Man charakterisiert die Weimarer Malerschule gerne als dunkle Tonmalerei. Das ist richtig. Baum aber überspielt dies durch seine genaue Beobachtung, wie das Licht im erdigen Grund die Farben hervorholt, wie der Himmel sich spiegelt. Wie kaum ein anderer Maler (von Monet einmal abgesehen) entdeckt er in seinen Vorfrühlingslandschaften, wenn nicht mehr der weiße Schnee sich unter dem Himmel breitet, die Nässe von Pfützen und kleinen Bächen, das Wasser als einen Reflex des Himmels.
Zu den farbigen Akzenten unseres Bildes gehört der gelbe Tupfer des Weidenkorbs, der Hucke oder Kiepe, die eine Frau in der Distanz der Bildmitte auf ihrem Rücken trägt. Dieses Element nutzt Baum in seiner Weimarer Zeit noch viermal.
Im Vergleich aller, insgesamt nur 76 Bilder aus der von Studienreisen im Sommer unterbrochenen Weimarer Zeit der Jahre 1878 – 1887 (d.h. aller in Hitzeroths Kategorien A-D erfassten Werke), gehört das Bild mit seinen 55 x 80.5 cm zu den ganz wenigen großen Formaten, von denen sich fast alle sich in Museumsbesitz befinden.
Nach Mitteilung der Weimarer Kunstsammlungen befand sich das Bild zu keinem Zeitpunkt im Besitz des Museums, noch war es dort als Leihgabe ausgestellt. Es ist bekannt, dass Dr. Scheidig, vielseitig vernetzt, immer wieder vermittelnd tätig wurde.
Wir danken Dr. Sabine Walter, Kustodin Kunst und Kultur um 1900, Klassik Stiftung Weimar für ihre freundliche Hilfe.

 

 

Sie wollen ein ähnliches Objekt versteigern?

Vereinbaren Sie ein persönliches Beratungsgespräch und erhalten Sie eine unverbindliche Schätzung Ihrer Kunstwerke. Unsere Experten besuchen Sie auch gerne zuhause.

Dannenberg Team: Telefon: +49 30 821 6979 | E-Mail: kontakt@auktion-dannenberg.de 

AD fine art Team: Telefon: +49 30 3030 6389 0 | E-Mail: info@ad-fineart.de

 

Kontakt