JOHANNES GRÜTZKE (1937-2017, Berlin)

Beschreibung

"Der Mann mit dem Jackett II"
Tempera auf Leinwand. 1965.
89 x 74 cm.
Oben rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert "J. G." und datiert. Verso betitelt und datiert.

Für das Verständnis dieses frühen und seltenen Monochroms, folgt in Selbsterklärung ein Auszug aus dem Interview mit dem Alter Ego, Dr. Hamlet Werther aus dem Jahre 1976:

(...)
DR. HAMLET WERTHER: Also zunächst: Warum malen Sie?
JOHANNES GRÜTZKE: Diese Frage kann ich nicht beantworten.
DR. HAMLET WERTHER: Nicht? - Gut; also: Warum malen Sie realistisch?
JOHANNES GRÜTZKE: Auch darauf kann es keine Antwort geben. Bitte begnügen Sie sich mit der Tatsache, daß ich male, und zwar so, wie Sie das hier sehen können, ob Sie das nun realistisch nennen oder nicht.
DR. HAMLET WERTHER: So verzeihen Sie doch bitte. - Herr Johannes Grützke, wollen Sie mit Ihren Bildern eine Wirkung erziehlen?
JOHANNES GRÜTZKE: Ihre Fragen erschöpfen mich. - Herr Dr. Werther, meine Bilder sind bereits eine Wirkung; sie rufen nichts hervor, sie sind hervorgerufen. Sie stehen nicht am Angfang eines Gedankengangs sondern am Ende. - Meine Bilder sind keine Versuche oder "Experimente", sie sind Ergebnisse!
DR. HAMLET WERTHER: Bravo, weiter!!! ...
JOHANNES GRÜTZKE: Sie wünschen jetzt sicherlich zu fragen, ob ich mich zur Avantgarde zählen würde oder nicht. Sehen Sie: Ich bin ein Klassiker. Ich stehe wie ein Denkmal auf dem Podest und warte nur auf den Avantgardisten, der mich von dort hinunterwirft. (Wo ist der Dada, wann kommt er, wann, wo packt er mich an - und verachtet mich?)
DR. HAMLET WERTHER: Lieber Herr Johannes Grützke, eine Einordnung als Klassiker können Sie von Ihren Zeitgenossen doch wohl nicht erwarten, Sie werden wohl oder übel mit den zur Zeit auf Sie angewandten Klassifizierungen leben müssen. Und man bezeichnet Sie als Realisten, Karikaturisten, Humoristen, Idealisten, Politmaler ...
(...)
(Johannes Grützke, Misch Du Dich nicht auch noch ein, Zweitausendeins, 1979, S. 208/209).